30 Januar 2016

Wie Schnee so weiß {Rezension}

Titel: Wie Schnee so weiß (Lunar Chroniken #4) 
Autor: Marissa Meyer
Verlag: Carlsen Verlag
Preis: 24.99 € (Hardcover)
Seitenanzahl: 848 Seiten
Teil einer Reihe: Ja. Teil 4 von 4.
Originaltitel: Winter (The Lunar-Chronicles #4)
ISBN-13: 978-3551582898
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Rezension zu Wie Monde so silbern
Rezension zu Wie Blut so rot
Rezension zu Wie Sterne so golden
Rezension zu Fairest {Englisch}



Das kann Königin Levana, Herrscherin des Mondes, nicht dulden: Ihre Stieftochter, Prinzessin Winter, wird täglich schöner und ihr Zauber immer mächtiger! Wütend zwingt die böse Königin sie dazu, sich das Gesicht mit Schnitten zu verunstalten – doch die Narben können Winters Schönheit nichts anhaben. Schließlich versucht Levana sogar, sie umbringen zu lassen. Da fasst Winter einen verzweifelten Plan: Sie muss die rechtmäßige Thronfolgerin Selene finden, um gemeinsam mit ihr die böse Königin zu stürzen …


Die Revolution beginnt. Ihr Ausgang jedoch steht in den Sternen geschrieben. – Oder wird sich vielmehr auf dem Mond entscheiden, wo Königin Levana mit gewohnter Grausamkeit und übermenschlicher Schönheit herrscht… Doch der Moment der Entscheidung rückt immer näher, egal wie sehr sich Levana dagegen sträubt.
Die Rebellengruppe beginnt sich unterdessen gegen die Königin zu formieren und die Revolution zu planen. Imperator Kaito hat sich dazu entschlossen zu handeln und Levana zu seiner Frau zu nehmen, sie somit also zur Kaiserin des Asiatischen Staatenbundes zu machen und ihr die Hälfte seiner Macht zu übertragen. Das alles nur, um sie zu besänftigen, nachdem die Königin des Mondes damit gedroht hat, die Erde und ihre Bewohner weiterhin zu ermorden und sie mithilfe ihrer Mutantensoldaten unter ihre Kontrolle zu bringen. 
Cinder – oder besser gesagt Prinzessin Selene – sieht sich nun ebenfalls gezwungen zu handeln. Doch was tut man, wenn man einer Armee von Thaumaturgen, mutierten Soldaten und manipulierten Zivilisten gegenübersteht, gegen die die sechs verbliebenen Rebellen, unter ihnen die meistgesuchtesten Verbrecher der Galaxie, eigentlich nichts ausrichten können? 
Prinzessin Winter erlebt währenddessen in Artemisia die Hölle auf Erden. Warum hasst ihre Stiefmutter sie nur so und warum quält sie sie so dermaßen? Winter hat ihr nie etwas zuleide getan, doch Levana zwingt sie, Hinrichtungen mit anzusehen und macht sie mit ihrer Luna-Krankheit zum Gespött des aristokratischen Teils der Bevölkerung. Auf dem Zenit ihrer Abscheu gegenüber Winter befiehlt Königin Levana schließlich sie umbringen zu lassen. – Von keinem geringeren, als ihrem besten Freund und ihrer Kindheitsliebe Jacin. Der jedoch sieht sich nicht im Stande seine Freundin umzubringen und rettet sie sowie ihre Haustier, das Menschenmädchen. Winter beschließt schließlich auch, dass etwas gegen Levana unternommen werden muss, doch einem Mädchen, dass die Wände des Palasts bluten sieht und sich regelmäßig in ein Mädchen aus Eis verwandelt, glaubt niemand so leicht, oder etwa doch?

Achtung: Das könnte eine lange, von Emotionen getränkte Rezension werden!

Was kann es besseres geben, als wenn das Buch schon einige Tage vorher in der Buchhandlung ankommt? – Genau, fast nichts. Als mich meine Buchhändlerin drei Tage vor dem offiziellen Erscheinungstermin von Wie Schnee so weiß anrief, war ich vollkommen aus dem Häuschen. Das Buch musste natürlich sofort her und gelesen werden!!

Der Einstieg fiel mir spielend leicht, was primär daran liegt, dass Meyer ein gutes Maß gefunden hat, mit dem sie den Leser an die Ereignisse der vorangegangenen Bücher erinnert. Ab und an bekommt man wieder vor Augen geführt, was sich denn überhaupt in Wie Sterne so golden abgespielt hat oder – Gott bewahre, dass ich mich noch vage noch erinnere ist ein Wunder – noch früher. Der Beginn besteht also nicht nur aus Beschreibungen der früheren Handlungen, sodass sich zugleich ein wenig Spannung aufbauen kann, die mich innerhalb von wenigen Momenten für sich gewonnen und somit ans Buch gefesselt hatte. (Ich habe das Buch, das wohl gemerkt 848 Seiten hat, in drei Tagen durchgelesen und das neben Schul- und Abistress!)

Die Spannung war, wie ich bereits beschrieben habe, ständig vorhanden. Natürlich gab es Momente, in denen es eher gediegen vonstatten ging, aber auch in diesen Passagen schaffte es Meyer, dass ich das Buch nicht aus der Hand legen wollte und genau darin liegt die Kunst. Sei es wegen der Beziehungen zwischen den Charakteren, weil eine Figur gefangen genommen wurde oder einfach, weil im nächsten Kapitel eine interessante Person spricht (dazu gleich mehr), ich hatte immer einen Grund erfahren zu wollen, wie es weitergeht. 
Der Schluss war dann … rasant. Anders kann man es glaube ich gar nicht beschreiben. Es passierte einfach super viel auf einmal, was hier nicht schlechtes sein soll, und genau das brachte Action in die Handlung. Man konnte nie mit Gewissheit sagen, ob er oder sie das Kapitel überleben würde … 
Das Ende an sich fand ich sehr befriedigend. Alle meine Fragen wurden beantwortet und ich werde mit der Reihe abschließen können, da sich eben alles geklärt hat, auch wenn ich noch zehn weitere Abenteuer mit den Figuren erleben könnte. 

Was bei dieser Reihe natürlich auf gar keinen Fall fehlen darf, ist der Märchen-Aspekt. Da Wie Schnee so weiß ja auf Schneewittchen beruht, war ich sehr gespannt, wie Meyer dieses Märchen neu erzählt. Und ich kann euch sagen, dass sie mich vollkommen überzeugen konnte. Gleich zu Beginn fällt ein wesentlicher Punkt des Gebrüder Grimm Märchens ins Auge: Das Verhältnis von Levana und Winter. Die Stiefmutter bzw. Königin, die verzweifelt versucht die hübscheste zu sein, und eifersüchtig auf die wunderschöne Winter ist, die das schönste Mädchen der Galaxie darstellen soll. Das hat mir sehr gut gefallen. Auch der Wiederausgriff von anderen Märchen, die in der Reihe bereits behandelt wurden, sagte mir sehr zu. Zwar hatte ich zwischendrin das Gefühl, als würde der Fokus weg von dem Märchen schweifen, aber dieses Gefühl war nur von kurzer Dauer. Mehr möchte ich auch nicht verraten. ☺︎

Was mir abgesehen von eigentlich allem auch sehr gut gefallen hat, war die Ausführung der Figuren. Man lernt sie zwangsläufig auf den knapp 850 Seiten noch besser kennen und dabei auch immer mal wieder neue Seiten an ihnen, wodurch man ein noch detaillierteres Bild von ihnen bekommt. Besonders Cress konnte mich dabei wieder und wieder überraschen, da sie ihre Ängste des Öfteren einfach überwund und so eine irre Entwicklung durchmachte, wenn man ihr Verhalten zu Beginn des dritten und am Ende des vierten Bandes gegenüberstellt.
Aber auch die anderen Figuren gehen natürlich nicht unter. Was mich besonders überrascht hat, war dass man meiner Meinung nach ein sehr viel besseres Bild von Levana bekommt. Dadurch, dass sie auch ab und an mal aus ihrer Perspektive berichtet, erfährt man so einiges über sie. Abgesehen davon erfährt man durch diverse Gespräche mit unterschiedlichen Personen ihre Beweggründe und warum sie so handelt, wie sie handelt, was mich schon die ganze Zeit interessiert hat (bis ich Fairest gelesen habe). 

Das Buch ist, wie auch schon seine Vorgänger, aus mehreren Perspektiven geschrieben. Eigentlich aus allen Perspektiven der Hauptprotagonisten, aber man erhält auch beispielsweise Einsicht in die Sichtweise Levanas, was ich äußerst interessant fand, besonders, nachdem ich Fairest gelesen habe und in den Abschnitten, in denen sie berichtet, eben vieles wieder aufgreifen konnte, was man über ihre Vergangenheit in dem Zwischenband erfuhr. 
Was sich Meyer durch die Sichtweise ermöglich hat, war dass man unterschiedliche Handlungsstränge vorliegen hatte. Da die Gruppe, bestehend aus Cinder, Kai, Iko, Scarlet, Wolf, Cress, Thorne, Winter und Jacin, ab und an (eigentlich fast immer) auseinandergerissen ist, entwickeln sich so leicht unterschiedliche Handlungen, die jedoch in irgendeinem Punkt wieder zusammenlaufen und doch eigentlich alle dasselbe Ziel haben: Levana zu entthronen und Cinder bzw. Selene zur neuen, rechtmäßigen Königin zu machen.

Ich muss sagen, dass ich während des gesamten Leseprozesses mit einem lachenden und einem weinenden Auge dastand. Auf der einen Seite ist die Handlung so gut, dass sich der Leser darüber erfreut und natürlich möchte man auch wissen, wie die Reihe endet und die Geschichte aufgelöst wird. Auf der anderen Seite ist es eben genau das, was mich die ganze Zeit so dermaßen traurig gemacht hat. Dass es danach nämlich einfach nicht mehr weitergehen wird und wir nichts mehr über die entschlossene Cinder, die bissige Scarlet, die schüchterne Cress und die verrückte Winter erfahren werden. Es ist einfach vorbei. Das ist natürlich bei allen Büchern so, aber ich finde, je mehr Bände es in einer Reihe gibt, desto … vertrauter wird man mit den Figuren, man lernt sie einzuschätzen und schließt sie in sein Herz oder eben auch nicht; so verrückt das auch klingen mag, aber man baut eine Beziehung auf und die soll nach 2.240 Seiten (so lang sind alle Bände auf einmal) einfach enden. Wie ihr vielleicht merkt, bin ich nicht so gut mit Abschieden ☺︎ 
Die Luna – Chroniken werden immer einen Platz auf meinem Lieblingsbuchregalbrett haben (ja, so etwas ähnliches besitze ich).


 »“Sie glauben alle, sie würden Gutes tun. (…) Wir glauben, wenn wir nur Gutes tun, sind wir auch gut. Wir können andere glücklich machen. Wir können ihnen Ruhe oder Zufriedenheit oder Liebe schenken und glauben, dass das eine gute Tat ist. Wir sehen nicht, dass wir durch die Vortäuschung falscher Tatsachen eine andere Art von Grausamkeit ausüben.”«
Seite 281
»Sie glaubte an das, was sie vorher gesagt hatte. Levana konnte sie töten, aber mit Cinders Tod wäre nicht alles zu Ende. Dies war nicht mehr nur ihre Revolution.«
Seite 376
»“Der Palast wird im Blut versinken”, flüsterte sie. “Das Wasser des Artemisia-Sees wird sich rot verfärben, so dass man ihn sogar von der Erde aus erkennen kann. (…) Alle werden sterben und keiner weiß es, keiner sieht es außer mir … (…) Sie werden alle in ihrem Blut ertrinken.”«
Seite 743 ff.


Ich glaube, mir muss da etwas ins Auge geflogen sein, denn anders konnte ich mir meine feuchten Augen nicht erklären, die ich nach Abschluss des Buch hatte. Ich muss sagen, dass diese Reihe die reine Perfektion für einen Bücherwurm wie mich und mit meinem Buchgeschmack darstellen muss. (Zumindest in meinen Augen.) Und auch in diesem Teil übertrifft sich Marissa Meyer wieder einmal selbst. Ich weiß nicht, ob ich das immer noch so sehe, wenn die Zeit der Verblendung und der hysterischen Vorfreude abgeklungen ist, aber momentan kann ich nur sagen, dass Wie Schnee so weiß einen runden Abschluss der Luna – Chroniken darstellt. Es war wunderbar, die Charaktere zu beobachten und sehen zu können, wie sie sich ständig weiterentwickelten. Auch an der Spannung und dem Schreibstil habe ich rein gar nichts auszusetzen. – Perfektion, wie ich eben bereits erwähnt habe. 
Ich weiß auch gar nicht, was ich sonst noch zu diesem Buch sagen soll, abgesehen davon, dass ich restlos begeistert bin und die feuchten Augen wahrscheinlich einfach von meinen Gefühlen herrührten, die ich gegenüber dieser Reihe hegte. Ich gebe es zu. Ich muss mir nun immer wieder sagen, dass die Reihe jetzt zu Ende ist und es kein »Nächstes Mal« geben wird. Ich danke Meyer aber für das Abenteuer, durch das sie mich an der Seite von Cinder und den anderen geführt hat. 
Ich vergebe – wer hätte etwas anderes erwartet – 5 von 5 Vögeln und bin fest davon überzeugt, dass dies nicht das letzte Buch von Marissa Meyer sein wird, über das ihr hier etwas hört.




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